Valkyria Chronicles 4 – Das hat uns gefallen
Wer einen der drei Hauptteile bereits gespielt hat, der wird sich schnell zu Recht finden, denn erneut setzen die Entwickler auf das bewährte Blitz-Kampfsystem. Über eine taktische Karte verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über das Schlachtfeld und erteilen unseren Soldaten Befehle. Haben wir uns für eine Einheit entschieden, so wechselt die Sicht in die Third-Person-Perspektive und wir übernehmen die Kontrolle über die ausgewählte Einheit. Sogleich können wir die Einheit so weit frei über das Schlachtfeld bewegen, wie es uns die Ausdauer-Leiste erlaubt und pro Zug lässt sich dann ein Angriff einleiten, dabei können wir auch zwischen unterschiedlichen Waffen wechseln, wie Granaten, Heilampulle und Gewehr. Jede Klasse ist mit individuellen Waffen und Ausrüstung ausgestattet. Jeder Zug verbraucht zusätzlich Kommandopunkte, die dem Spieler pro Runde nur in einer begrenzten Anzahl zur Verfügung stehen. Sind alle Kommandopunkte verbraucht, ist der Feind am Zug. Zudem stehen euren Einheiten die Munition und Anzahl an Granaten in einer begrenzten Anzahl zur Verfügung, dessen Vorrat nur durch Pioniere oder erst in der nächsten Runde wieder aufgefüllt wird. Soldaten können in einer Runde auch mehrfach bewegt werden, doch mit jedem Zug verringert sich dessen maximale Ausdauer, sodass ein weiterer Zug wohl überlegt sein sollte.
Auch die Positionierung eurer Einheiten sollte stets bedacht werden, lasst ihr diese offen und ohne Deckung auf dem Schlachtfeld links liegen, dann enden sie schnell als Kanonenfutter. Sandsäcke und hohe Gräser können von euch taktisch zur Deckung oder für Hinterhalte genutzt werden, um beim Feind extra Schaden anzurichten, doch auch der Feind nutzt diese Gelegenheiten gern, um euch in die Falle zu locken, also ist Vorsicht geboten. Präzision ist ebenfalls ein entscheidender Faktor, so teilt ihr durch Kopfschüsse weit aus mehr Schaden aus, als durch Körpertreffer. Ein Indikator am oberen Bildschirmrand weist stets darauf hin, wieviele Treffer nötig sind, um einen feindlichen Soldaten auszuschalten.
Um für jeden Fall bestens gewappnet zu sein, nimmt sich das Spiel viel Zeit euch sämtliche Grundlagen – aber auch fortgeschrittene Mechaniken – im Detail zu erklären. Darunter auch die sieben unterschiedlichen Einheitenklassen und deren Vor- sowie Nachteile. Diese solltet ihr euch unbedingt einprägen, denn vor der Schlacht gibt es zunächst ein Briefing, in welchem ihr abwägen müsst, mit welchen Klassen ihr euch dem Feind stellen wollt.
Aufklärer haben eine besonders große Ausdauerleiste und können Feinde am besten erspähen, doch sind diese nicht so robust wie Stoßtrupps, die mit ihren Maschinenpistolen besonders für frontale Angriffe geeignet sind. Lancer sind zwar besonders robust, eignen sich aber nur zur Bekämpfung von feindlichen panzern, Grenadiere solltet ihr lieber im Hintergrund agieren lassen, sodass sie mit ihrem Mörser-Beschuss dem Feind gut zusetzen, darüber hinaus sind sie völlig schutzlos, auch Scharfschützen solltet ihr bedeckt agieren lassen, da sie durch gezielte Kopfschüsse aus der Distanz gut Rückendeckung geben können, überleben aber nicht lang in einem offenen Kampf. Pioniere sind die Allrounder auf dem Schlachtfeld, können Fahrzeuge wie den schwerfälligen Panzer reparieren, Minen entschärfen, Sandsäcke wieder aufbauen und die Einheiten mit zusätzlicher Munition versorgen. Panzereinheiten dagegen wirken oft wie der Ass im Ärmel, mit denen man schnell feindliche Basen im Alleingang einnimmt, dafür passen diese jedoch nicht durch enge Gassen.
Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Klassen und deren Fähigkeiten ist äußerst Befriedigend und sorgt für viel Spielspaß. Zudem wird die Gameplay-Mechanik stets um neue besondere Befehle erweitert, wie etwa Rettungshunde oder Artillerieangriffe. Für eine weitere taktische Finesse sorgt der Truppentransporter, der es euch erlaubt mehrere Einheiten auf Kosten eines einzigen Kommandopunkts über weite Strecken zu transportieren. Aber Vorsicht: Wird der Transporter mit den Einheiten zerstört, dann sind diese vielleicht für immer verloren. Bei Valkyria Chronicles 4 können eure Soldaten nämlich für immer sterben was für mehr Spannung auf dem Schlachtfeld sorgt, denn die Soldaten verfügen über eine eigene Identität, werden sorgsam vorgestellt und sind teilweise auch abseits des Schlachtfeldes in vielen einzelnen Geschichten präsent, so wiegt ein Verlust um so schwerer. Ausgenommen von dieser Regel sind Hauptfiguren wie Claude, Raz oder Kai.
Darüber hinaus wird der Charakter eines Soldaten zusätzlich durch die sogenannten “Potentiale” ausgeweitet. Dabei handelt es um individuelle, zufällig pro Zug aktivierte Charaktereigenschaften, die sich vor- oder nachteilig auf die Figur auswirken. Ein Scharfschütze namens Aladdin hat zum Beispiel komplexe wegen seiner Glatze und büßt an Ausweichwerten ein, wenn er glaubt, dass seine Glatze glänzt und so seine Position verrät oder der Pionier Aulard fühlt sich in der Nähe eines Panzers dermaßen wohl, dass seine Verteidigungswerte ansteigen und er mehr Schaden einstecken kann. Aber auch die Umgebung selbst wird zum taktischen Faktor. Regen, Nebel oder sogar Blizzards etwa erschweren eure Sicht und ihr müsst euch zum Teil gefährlich nah an den Feind wagen, um seine Klasse bestimmen zu können. Auch unterschiedliche Bunkertypen erfordern von euch eine entsprechende Taktik. Beide Bunkertypen können zwar durch einen gezielten Schuß auf einen blauen Energiekanister außer Gefecht gesetzt werden, doch nur der Grenadier kann Befestigungen ohne Dach zusätzlich von oben beschießen und auf diesem Wege zerstören.
Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, können eure Einheiten auch aufgelevelt und aufgerüstet werden. In der Hauptzentrale lassen sich erworbene Erfahrungspunkte in die jeweiligen Klassen investieren, wodurch diese nicht nur in den Werten Angriff, Abwehr und Fortbewegung verbessert werden, sondern zusätzlich neue Befehle erlernen. Zudem kann man neue Waffen, Ausrüstung und Panzerteile erforschen und ausrüsten. Wer lediglich die Hauptstory spielt, wird mit der Zeit auf echt harte, aber nicht unmögliche Gefechte stoßen. Wer dies verhindern möchte, der kann auf optionale Scharmützel und Gefechte in den Nebengeschichten zugreifen, um zusätzliche Erfahrungs- und Forschungspunkte zu verdienen. Zudem bieten diese einen dramaturgischen Mehrwert, da diese nicht nur Geschichten aus dem Kasernen-Alltag zum Besten geben, sondern auch die Vergangenheit einiger Charaktere beleuchten, wodurch sie euch noch näher ans Herz wachsen. Darüber hinaus lässt sich aber auch der Schwierigkeitsgrad vor einem Gefecht von Normal auf leicht herunterschrauben.
Besonders spannend bleiben die Missionen der Haupthandlung, da einige Einsätze in mehrere Phasen unterteilt sind, bei denen es zu unerwartete Wendungen kommt. Zum Beispiel hat das Imperium, während eines dichten Nebels, versucht die Atlantische Förderation zu täuschen, indem man Panzerattrappen aufstellte. Unsere Aufgabe bestand darin die feindlichen Panzer zu identifizieren und durch gezielten Artellieriebeschuss auszuschalten, als wir die Anzahl der Panzer ausgemacht hatten, wurde jedoch plötzlich unser Funksignal gestört und wir mussten einen anderen Weg finden unsere Verbündeten zu kontaktieren, bevor der Feind uns umkreisen und ausschalten konnte. Dies sorgt für ständiges umdenken und ab spätestens der Hälfte des Spiels müsst ihr euch darauf gefasst machen unkonventionelle Wege zu gehen, da altbewährte Taktiken plötzlich nicht mehr funktionieren.
Auch die Grafik ist unserer Meinung durchaus gelungen und liefert eine durchweg flüssige Performance. Als technischen Motor haben sich die Entwickler dabei auf die neuste Version der sogenannten Canvas-Engine gestützt. Canvas bedeutet im englischen Leinwand und soll vor allem verdeutlichen, dass das Spiel wie eine animierte, handkolorierte Bleistift-Zeichnung aussieht. Doch leider hat die Engine auch einige Jahre auf dem Buckel, die weniger schöne Aspekte nach siech ziehen. Lest dazu mehr auf Seite 4. Wiederum schön ist die Wahl einer japanischen Tonspur, auch wenn die englische bereits sehr gelungen ist. Egal für welche Tonspur ihr euch entscheidet, bei beiden sind Untertitel auf Deutsch verfügbar.