Shenmue 1 & 2 im Test – Nur für Nostalgiker oder auch für Neulinge?

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Shenmue I & II – Das hat uns nicht gefallen

Was vor knapp 18 Jahren für offene Münder sorgte und als “realistische” Grafik galt, kann heute nur noch belächelt werden. Shenmue I & II versprühen auch heute noch einen gewissen Charme, dennoch müssen wir euch auf den technischen Zustand des Spiels hinweisen. Beginnen wir mit der unpräzisen, zickigen Steuerung, die zwar laut Sega “modernisiert” wurde, aber es eigentlich nichts anderes bedeutet, als dass man sich nun neben dem Steuerkreuz optional auch per Analogsticks oder Maus und Tastatur (PC) durch die Welt bewegen kann. An diese muss man sich erst einmal gehörig gewöhnen, denn die Bewegung funktioniert nicht so flüssig wie es in den heutigen Spielen der Fall ist. Macht euch darauf gefasst wieder gegen Wände zu laufen und sich dann erst drehen zu können, weil die Figur sich nur in einem bestimmten Winkel drehen kann. Die Kameraperspektive ist starr und kann nur nach links oder rechts geschwenkt werden, aber das sorgt eher für Schwindel, als für mehr Übersicht. Auch der starre Himmel dreht sich, zumindest in Shenmue eins, mit der Figur mit, was im ersten Augenblick ziemlich verwirrt. Wirklich herausragend oder modern sieht an Shenmue I & II einfach nichts mehr aus. Die Mimik ist für heutige Verhältnisse viel zu starr, die Animationen der Figuren fast schon Roboterhaft und hölzern, Figuren tauchen plötzlich aus dem nichts auf der Straße auf, die Zwischensequenzen haben schwarze Balken links und rechts und die Sprachaufnahmen klingen so dumpf wie eine Durchsage auf einem Bahnhof.

Aber das muss man halt in Kauf nehmen, wenn man ein 18 Jahre altes Spiel aus der Mottenkiste packt und noch einmal aus nostalgischen Gefühlen heraus oder auch aus Neugier erleben möchte. Früher waren diese “Mankos” nicht vorhanden, da dies der damalige Standard war. Mehr noch prägte die Shenmue-Reihe die komplette Spielbranche und etablierte Spielfeatures, die uns sogar in heutigen Spielen weiterhin begleiten. Sega hat hier so wenig wie nur möglich an den original Spielen verändert, dies kann man sowohl positiv als auch negativ ansehen, ich persönlich hätte mir ein Mittelweg gewünscht, wie es Capcom zum Beispiel mit “Resident Evil HD” gemacht hat. Dort wurde nicht nur die Grafik aufgehübscht, sondern auch noch die Steuerung an heutige Standards angepasst.

Zudem ist auch das Questdesign antiquiert und wird euch einiges an Geduld abverlangen. Im ersten Shenmue Ableger müssen wir zum Beispiel ein Tattoostudio aufsuchen, im Gespräch mit dem Besitzer, bittet dieser uns am nächsten Tag um 14 Uhr wiederzukommen. Da der Tag um 8:30 Uhr beginnt, sobald ihr euren Job am Hafen habt sogar schon ab 7:30 Uhr, lauft ihr schnurstracks nach Dobuita, dem Zentrum der Hafenstadt und seid gegen 9 Uhr vor dem Tattoostudio, ab da heißt es bis 14 Uhr warten, denn die Zeit lässt sich nicht vorspulen oder überspringen. Das sind dann 20 Minuten Echtzeit, die ihr bis zur nächsten Quest überbrücken müsst, auch wenn die Welt mit einigen Aktivitäten gefüllt ist, wie der Sega Spielhalle und den sammelbaren Objekten aus den Automaten, sind es dennoch zu wenige, um euch bei Laune zu halten. Auch der Bus hält sich strikt an seine Fahrzeiten, wenn auf dem Fahrplan steht, dass er um 9:00 Uhr an der Haltestelle hält, dann ist er aller spätestens um 9:02 Uhr wieder weg, kommt ihr zu spät, so müsst ihr zwei Minuten auf den nächsten Bus warten. Das ist zwar eine konsequente Umsetzung des Tagesablaufs und macht es ein Stück weit realistischer, dennoch hat es mich persönlich etwas nerven gekostet.

Um so trauriger war jedoch der umstand, dass wir in unserem Test auf einige Bugs gestoßen sind. Einige Male ist uns das Spiel komplett abgestürzt, was bei einem Spiel ohne Autosave-Funktion mehr als ärgerlich ist, zum Glück kann man wenigstens jederzeit und überall manuell abspeichern, dennoch mussten wir einige Abschnitte wiederholen. Zudem gab es einige Animationsfehler in den Zwischensequenzen, wo nur ein Neustart des Spiels Abhilfe schaffen konnte. Die Kameraperspektive war so verkehrt, dass wir nichts mehr gesehen haben, wenn Ryo zum Beispiel in den Bus stieg, um zum Hafen zu kommen, dann wurde nur der nackte Asphalt gezeigt, anstatt die Animation wie Ryo in den Bus steigt und für seine Fahrt bezahlt. Darüber hinaus mussten wir Ryo nach einer Ladesequenz plötzlich aus der Ego-perspektive steuern, was eigentlich nicht möglich sein sollte und einige Male war die Ego-Perspektive zusätzlich noch schief ausgerichtet, wieder konnte nur ein Neustart weiterhelfen.