Vampyr im Test – Samariter oder kaltblütiger Mörder?

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Vampyr – Das hat uns nicht gefallen

Leider leistet sich “Vampyr” einige unschöne Patzer in der Technik, wie steife Gesichtsanimationen, hölzerne Bewegungsanimationen, träge Steuerung, gelegentliche Framedrops während der Kämpfe, Abstürze und plötzlich eintretende lange Ladezeiten vor Beginn eines Gesprächs oder beim Erkunden eines Gebiets. Zumindest sind wir in unserem Test auf diese Fehler gestoßen, das bedeutet nicht grundsätzlich, dass auch ihr davon betroffen sein werdet. Dennoch hat das einiges an Spielspaß gekostet und teilweise auch an nerven.

Obwohl das Kampfsystem an sich ganz gut funktioniert und durchaus für Spielspaß sorgt, bin ich diesen im späteren Spielverlauf größtenteils ausgewichen. Nicht weil diese zu schwer waren, sondern weil sie sich absolut nicht lohnten. Man erhält für Kämpfe einfach keine nennenswerte Anzahl an Erfahrungspunkten. Ein Beispiel in Zahlen. Für das erledigen einer Nebenmission winken schon Mal 400 und sogar mehr Erfahrungspunkte, für das Aussaugen eines Menschen bekommen wir mindestens 1000 Erfahrungspunkte und für einen Kampf erhalten wir 15-20 Erfahrungspunkte. Die Aufwertung einer Fähigkeit benötigt schon mal 3000 Erfahrungspunkte und sogar mehr. Zudem begegnen wir immer wieder den gleichen Vampirjägern, Monstern und später auch Vampirtypen auf den Straßen, was nicht besonders für die Abwechslung sorgt. Da das Missionsdesign sich nicht einen Bezirk nach dem anderen vorknöpft, sondern euch recht schnell in der ganzen Spielwelt herumführt, leveln die Gegner einfach mit euch mit, was das Prinzip eines Rollenspiels eigentlich komplett zerstört.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Mechanik des Mesmerisierens, da wir nur Menschen in unserer aktuellen Bannstufe aussaugen können. Die Bannstufe ist jedoch an die Geschichte gekoppelt und nicht an das Spielerlevel, wodurch ihr nicht zu Beginn damit anfangen solltet Menschen zu töten. Fällt ein Bezirk zu schnell ins Chaos, so werden Menschen in dem betroffenen Gebiet entführt und getötet und euch entgehen große Mengen an Erfahrungspunkten. Ich verstehe, dass die Entwickler dadurch die Spielbalance wahren wollten, ansonsten wären Spieler von Beginn an viel zu mächtig, dennoch bremst es ein wenig den Spielspaß aus. Auch das Loot-System muss sich einiges an Kritik gefallen lassen, da es hier die Immersion völlig zerstört. Menschen stören sich ganz und gar nicht daran, dass ihr durch ihre Häuser streift und erstmal alle Schränke, Kommoden und Truhen ausräumt. Auch das Heilen der menschlichen Krankheiten entpuppte sich relativ schnell als äußerst nervig, da die meisten scheinbar geheilten nach nur wenigen Nächten erneut von irgendeinem Leiden verfolgt werden. Die meisten sind erschöpft und benötigen etwas dagegen, wenn man die Krankheiten jedoch ignoriert, so verbreiten sie sich nicht nur unter der Bevölkerung, sondern entwickelt sich zu etwas schlimmeren, wie einer Erkältung, Lungenentzündung oder schlimmeren.

Darüber hinaus ist es schade, dass wir beim Betreten von einzelnen Häusern und anderen Gebieten mit Ladezeiten von bis zu einer Minute und sogar länger aus dem Spielfluss gerissen werden. Dabei fällt die Welt, mit den insgesamt vier Bezirken, relativ klein aus. Trotz stimmiger Atmosphäre und durchweg gelungener Inszenierung der Kulissen, wirken die Straßen Londons dennoch sehr leer, das wird durch den Umstand, dass nur wenige Häuser betreten werden können, nur umso mehr verstärkt. Der Verzicht auf einen Tag- und Nachtzyklus ist leider ein Versäumnis der Entwickler noch mehr aus dem Spiel heraus zu holen. Mit diesem hätte man wunderbar zusätzliche Spannung und Druck auf den Spieler erzeugen können, indem man diesen zwingt sich vor den Sonnenstrahlen in Sicherheit bringen zu müssen oder sich Tagsüber nur im Schatten fortbewegen muss.