Offener Brief an Cannes und alle Kinobetreiber

Kino Unterhaltung

Hallo Leute,

 

ich muss heute mal ein bisschen Ärger loswerden. ich habe gerade die Abendnachrichten geschaut und folgte einem Beitrag über die Internationalen Film Festspiele in Cannes. Hier wurden wieder viele Filme prämiert, darunter in diesem jahr ein Film, der so gut wie garnicht im Kino läuft da es eine reine Netflix Produktion ist. Hier regt man sich extrem auf, vor allem weil gerade netflix sich losgesagt hat von der üblichen Praxis in eine Gemeinschaftskasse einzuzahlen aus der neue Filmprojekte gefördert werden. Filme die nicht in den französischen Kinos laufen sollen ab dem kommenden Jahr nicht mehr eingeladen werden. Der Grund: Die Verkaufszahlen in den Kinos sind sowieso Rückläufig und Portale wie Netflix werden immer größer und halten natürlich das klassische Kino davon ab Gewinn zu machen, so zumindest die Stimmen aus Cannes.

Jetzt ist mir der Kragen geplatzt. Als man ernsthaft vermeldete das Online Portale das Kinogeschäft zerstören würden, es wurden ein paar Leute eingeblendet die man gefragt hatte, die lieber zuhause bleiben auf dem Sofa, konnte ich nicht mehr anders und musste meinem Ärger Luft machen. Das tue ich gerade!

Ich bin selbst leidenschaftlicher Kinogänger. Ich habe mehr als 6 Jahre meines Lebens damit verbracht jedes, aber wirklich jedes Wochenende 1-2 mal ins Kino zu gehen. Ich habe die Karten mal gesammelt und hatte einen riesigen Stapel mit Filmen die ich gesehen hatte. Aber heute ist Kino etwas das mir gelinde gesagt einfach zu teuer geworden ist. Damals habe ich zwischen 9 und 12 Mark bezahlt um einen Kinofilm zu sehen, ich glaube der letzte Preis war 14 Mark (Heute 7 Euro). Mittlerweile will das gleiche Kino von mir 14,70,- Euro haben, ein Aufschlag von 100% in etwa 12 Jahren. So jetzt gehen wir mal davon aus, wir sind eine klassische Familie mit 2 Erwachsenen und einem Kind, dann kostet das mal eben: 2×14.70,- Euro plus einmal 11,70 Euro. Oh der Film hat einen “Filmzuschalg” kostet nochmal 1 Euro pro Person mehr, will man ihn dann noch in 3D schauen kommen nochmal 2 Euro je Person dazu. Wir sind also bei 50,10 Euro Eintritt. Damals hätte ich dafür, wenns nicht gerade die 20 Uhr Vorstellung am Freits/Samstag wäre vielleicht 21 Euro bezahlt, klar ohne 3D aber sowas wie einen Filmzuschlag gab es damals auch nicht. Damit sind wir dann schon bei mehr als 100% Zuschlag. Hinzu kommt natürlich das man im Kino Poppcorn haben möchte, Vielleicht ein Getränk, man darf ja eigenes mittlerweile nicht mehr mit rein nehmen, dann sind wir anstatt bei 50,10,- Euro schon schnell mal bei 40-45 Euro (3x Poppcorn, 3x Softdrink) also knapp 100 Euro für 3 Mann, einmal kurz ins Kino…

Da frage ich mich wieso überhaupt noch jemand ins Kino geht bei solchen Preisen. Also ich bin ehrlich, ich verdiene gut, aber solche “Eskapaden” wären bei mir nicht drin. Für eine Bluray zahle ich 15 Euro. 3 große Tüten Poppcorn vielleicht 6 Euro wenns teuer wird, Pappeimer dafür gibts bestimmt für 1-2 Euro bei E-Bay (ich habe nicht geschaut). Dann bestelle ich Pizza vorher und bin mit 20 Euro dabei. Ich kann den Film pausieren wenn ich aufs Klo muss, habe meinen Kühlschrank hier und bin mit 41 Euro und 3 Personen mit Abendessen, Getränken und Poppcorn dabei und kann den Film so oft schauen wie ich will…

Dazu spare ich mir noch das Benzin für die knapp 30 Kilometer hin und 30 Kilometer zurück bis in nächste brauchbare Kino, habe keinen Parkplatzstress und handele mir auch keine zerkratzte Autotüre ein, weil die Parkplätze im Parkhaus vom Kino so eng wie möglich sind, damit genug Autos rein passen.

Sorry bei sowas meckern Kinobetreiber? Filmhersteller, Festivalbetreiber wirklich noch über sinkende Kinoumsätze?

Als Vielschauer kann ich zwar im Kino ein Abo kaufen und mir ALLE Filme für 22,50,- Euro/Monat anschauen. Aber mit 3 Personen bin ich hier bei 67,50,- ohne Poppcorn und/oder Getränke, Spritt und so weiter und das jeden Monat, selbst wenn ich im Urlaub bin oder mal gerade nichts läuft das mich interessiert, ich keine Zeit habe oder sonst irgendetwas dazwischen kommt.

Liebe Kinobetreiber…. fragt euch mal warum keiner mehr zu euch kommt, warum Kinosääle immer öfter leer bleiben und Vorstellungen sich kaum noch tragen! Der Service wird immer weniger, Portionen immer kleiner und das Kino immer unattraktiver. Klar ihr habt tolle Sessel und einen Bombensound, den ich hier zu hause zwar auch habe, aber mit Rücksicht auf die Nachbarn nur am Kopfhörer genieße. Also ganz ehrlich…. wer sich beschwert das weniger Leute ins Kino gehen und Onlinedienste lieber selbstständig produzieren, der sollte sich mal Fragen warum Amazon für 50 Euro im Jahr kostenlosen Versand inkl. Videostreaming anbieten kann und Netflix sogar UHD Streaming für 12 Euro im Monat ermöglicht. Zweimal ins Kino und ich habe fast ein Jahresabo bei Netflix raus, ein drittes Mal und ich habe noch Amazon Prime dazu….

Sorry liebe Kinobetreiber, bei euch ists schöner und beeindruckender, aber ich war seit Jahren nicht mehr im Kino…. obwohl… nach mehr als 200 Filmen die ich im Kino gesehen habe war ich schon drin, aber bei euren Preisen bin ich schon aus 3 Kinos wieder raus…

 

 

euer ehemaliger guter Kunde…

2 thoughts on “Offener Brief an Cannes und alle Kinobetreiber

  1. Sorry, aber Cannes und die Kinobetreiber können da weniger für als du denkst. Die wahren Schuldigen sind Hollywood und die großen Studios bzw Verleiher, die immensen Druck auf die Kinobetreiber ausüben und die Konditionen immer weiter drücken um selbst mehr einnehmen zu können. Bei 70/30 für das Studio bleibt nicht mehr viel beim Betreiber hängen. Große Studios wie zB Disney bevorzugen die “Friss oder Stirb” Verhandlung, akzeptiert oder ihr bekommt den Film nicht.
    Den Vergleich mit zu Hause verstehe ich auch nicht ganz, nach der Logik dürfte man auch nicht mehr ins Cafe, die Bar oder ins Restaurant…

    1. Nun natürlich mag es so sein das Vergleiche immer hinken. Wie du schon sagst, du dürftest auch nicht mehr ins Kaffee gehen. Klar jetzt könnte man auch sagen… jaaa im Kaffee ist die Tasse Kaffee auch zig Prozent teurer als zuhause. Der Bergleich Kino gegen Bluray jedoch hat einen anderen Hintergrund. Die Bluray kann ich mir zuhause so oft anschauen wie ich will und im Bistro zum Beispiel geht es ja nicht nur um die Tasse Kaffee… aber ich will jetzt solche Dinge nicht haarklein auseinanderklamüsern oder sowas.

      Wie die Finanzierung von Kinos funktioniert, ist für mich als Endkunden im Prinzip egal. Sicherlich mag die Schuld beim ein oder anderen liegen, aber ich kann nicht meckern das ich keine Kinobesucher bekomme wenn die Preise so extrem sind. Den Endkunden interessiert nicht ob der Kinobetreiber schuld daran ist oder die Prokutionsfirmen. Bei unseren Videospielen ist den Spielern ja auch scheißegal wie viele Familienväter zum Beispiel an Evolve gearbeitet haben, die vielleicht wegen dem Flop entlassen werden. Auch dieser Vergleich hinkt sicherlich wieder.

      Fakt ist aber das bei den aktuellen Preisen kaum noch einer ins Kino will, wenn das gleiche zuhause deutlich billiger zu haben ist! Klar hab ich zuhause keinen Super Kinoton und die meisten haben vielleicht auch keine so gemütlichen Sessel aber die Entscheidung, zum Beispiel bei einer Familie mit 2 Kindern ob die dann mal eben 100-120 Euro in einen Kinobesuch investiert wird oder 50 für den gleichen Film zuhause ist bei den meisten, also die ich kenne und ich habe Bekannte in ALLEN sozialen Bereichen, sicherlich eine rein finanzielle Frage. Dazu MUSS man natürlich auch sagen das auch sehr viel illegal aus dem Internet gezogen wird und dabei nahezu garkeine Kosten für die Leute entstehen.

      Der Effekt ist der gleiche, ob nun die Menschen wegen den hohen Preisen der Kinobetreiber nicht mehr ins Kino gehen oder den enormen Gebühren aus Hollywood. Es ist auch verständlich das sich die Kinos dann mit teuren Snacks über Wasser halten wollen, aber auch die sind mehr als unverschämt teuer. In Der Gastronomie rechnet man in der Regel mit dem Faktor 3 um die Kosten wieder reinzuholen, Ein Kilo Poppcorn zum Beispiel wird im Kino aber mit dem Faktor 10-15 gerechnet, gekauft im Großhandel werden die Preise sicherlich noch anders aussehen. Die Getränke noch unverschämter locker mit einem Faktor von 20-25.

      Sicherlich… so lange die Kunden bezahlen kann man das durchaus machen, ich will hier keine realistische Verdienstmöglichkeit irgendjemandem mies machen. Aber in deinem Kaffee kostet ein Liter Cola, als Beispiel, 6-8 Euro im Kino zahlst du mittlerweile locker das doppelte.

      Der Preis macht die Musik und wenn ich alleine anhand des Preises schon einen Teil der Bevölkerung komplett ausschließe, dann muss ich mich nicht wundern wenn die Leute auch nicht mehr kommen.

      Was mich daran aufgeregt hat, an diesem Abend, ist die Tatsache das die Schuld sofort auf den Endverbraucher geschoben wird. Der böse Endverbraucher der nicht ins Kino geht und Netflix abboniert und die bösen Streamingdienste die nicht in Förderkassen jedes einzelnen Landes einzahlen.

      Ich wollte damit hauptsächlich herausheben das ICH der Meinung bin das der Vormarsch von Netflix, Amazon Prime Video und Co. und der Abbau der Kinokundschaft hauptsächlich daran liegt der Kinobesuch einfach zu unattraktiv geworden ist und es nicht die Schuld desjenigen ist der Streamingdienste abboniert und deshalb nicht mehr ins Kino geht!

      Ich muss aber ehrlich sagen das ich mich im Moment über sehr sehr viele Themen, Berichterstattungen und Nachrichten aufrege. Dazu passiert in der Welt im Moment zuviel und die Berichterstattung wird immer unprofessioneller und Sensationsgeiler…. Hauptsache die Leute lesen die News, sehen die Nachrichten oder klicken auf die Anzeige. Ich könnte das kotzen kriegen und mir platzt regelmäßig die Hutschnur wenn in den TV Nachrichten Beiträge kommen die weder anständig recherchiert sind, noch von Menschen verfasst werden, die Ahnung von der Materie haben und/oder sich überhaupt dafür interessieren. In dem Moment in dem TV Nachrichten zum Beispiel (es gibt auch jede Menge schriftliche Quellen die nicht besser sind) das Niveau von Facebook Posts wie: “Er setzte sich nur aufs Sofa, aber was er dann erlebte ist atemberaubend!” platzt mir nunmal der Kragen…

      Weißt du, ich für meinen Teil schreibe Artikel noch und nöcher. Ich versuche IMMER realistisch und so objektiv wie möglich zu sein, beide Seiten zu sehen und so weiter…. ich denke du verstehst was ich meine, das ich für meinen Teil einen gewissen Anspruch an den Inhalt meiner Artikel habe aber große Medien mittlerweile verbreiten können was sie wollen ohne dafür gerade stehen zu müssen. Aber wehe wir schreiben hier zum Beispiel das in Destiny 2 Multiplayer nur noch 2 gegen 2 möglich wäre, dann würden die Leute sofort Sturm rennen…

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