Videospiele und die Mär der Preisgestaltung

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Geld verdienen, das ist das Credo der meisten Geschäftsleute und sind wir einmal ehrlich, auch Entwickler und Publisher von Videospielen sind Geschäftsleute. Gut Entwickler vielleicht nicht so wirklich, aber auch die wollen von etwas leben und wenn sie ihr Leben der Spieleentwicklung verschreiben dann wollen sie das auch nicht wirklich schlecht tun. Wir müssen uns allerdings ernsthaft einmal Gedanken darüber machen was derzeit in der Videospieleindustrie los ist.

Aktuell bemerken wir eine schleichende Preissteigerung, die seit Jahren anhält. Erst waren es DLC´s die man den Spielen nachlieferte, dann In-Game Käufe und nun letztlich auch eine Steigerung beim Anschaffungspreis. Was bekommen Spieler dafür? Gefühlt bekommen wir immer mehr Massenware ohne eigene Identität. Das ist etwas das wir mit euch ein wenig ergründen wollen.

Beginnen wir damit bei einem bekannten Titel, Tomb Raider. Das erste Spiel wurde von einem kleinen Entwicklerteam erschaffen. 6 Leute schafften es das Spiel in seinen verschiedenen Entwicklungsstadien innerhalb von 3 Jahren fertigzustellen. Wir haben also im Prinzip 216 Monate an Gehalt zu zahlen. Rechnen wir das einmal auf ein gutes Gehalt (für heutige Verhältnisse) und verdoppeln die Summe für Hardware, Reisen, Spesen und so weiter kämen wir bei einem Verdienst von 5000 Euro im Monat auf eine Summe von knappen 2,5 Millionen Dollar (Stand heute). Natürlich hat keiner bei Core Games 5000 Euro im Monat verdient, vor allem nicht 1993, aber wir möchten ja die Verhältnisse beibehalten, die heute aktuell wären. Im Schnitt sind wir mit 5000 Euro glaube ich recht gut bedient.

Aktuelle Zahlen geben Entwickler natürlich ungerne bekannt, vor allem wenn sie vielleicht nicht so hoch ausfallen wie man denken möchte, aber es gibt viele Menschen die sich genau mit solchen Theman beschäftigen und nahezu alle sind sich einig, das der letzte Tomb Raider Titel, Rise of the Tomb Raider, um die 100 Millionen Dollar gekostet haben soll.

Was haben beide Spiele nun gemeinsam und wo unterscheiden sie sich?

Während Tomb Raider 1 von uns auf großzügige 2,5 Millionen geschätzt wird schätzen “echte Finanzexperten” das neue auf 100 Millionen das ist das 40-fache. Auch die Entwicklungszeit ist sicherlich deutlich höher gewesen. Wir gehen davon aus das auch wesentlich mehr Leute dran gearbeitet haben. Beide Spiele sind aber mit dem gleichen Preis gestartet. Gut natürlich nicht exakt aber ob wir nun 120 Mark oder 60-65 Euro bezahlen ist recht gleichgültig, wir wollen uns nicht um 10 Euro schlagen. Im Prinzip also haben wir vielleicht eine Minimale Preissteigerung trotz maximaler Preissteigerung in der Produktion. Gut der Absatz ist heute auch ein ganz anderer. Tomb Raider 1 hat sich ungefähr 11 Millionen Mal verkauft (Bis 2017) und damit für ordentlich Umsatz und Gewinn gesorgt. Rise of the Tomb Raider hat zum gleichen Zeitpunkt einen Absatz von 7 Millionen Exemplaren erzielt, wird aber auch weiterhin noch Gewinne erzielen. Man kann die Zahlen also nicht wirklich vergleichen, da Rise of the Tomb Raider in dieser Rechnung nur 2 Jahre hatte, die erste Version allerdings 21 Jahre, der Unterschied ist doch extrem.

40 fache Entwicklungskosten und nahezu gleicher Absatz, das sind Zahlen die man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte!

DLC´s, ja die gibts mittlerweile zu Hauf und in nahezu jedem Spiel. Wer gerade einmal an Titel wie FIFA – Ultimate Team oder Fortnite denkt der bekommt Spiele die absolut darauf ausgelegt sind weiterhin Geld aus verkauften Einheiten zu ziehen. In manchen Bereichen finden wir das einfach übertrieben. Gerade FIFA Ultimate Team Spieler die gerne mal 500 Euro und mehr in den Aufbau ihrer Mannschaft stecken oder Spieler in Fortnite (Ich muss selbst gestehen schon viel Investiert zu haben) die es schaffen das Spiel nicht einmal zu 50% durchgespielt zu haben aber locker schon 500 Euro reingesteckt haben sind die Motoren der Industrie. In-Game Käufe, Lootboxen, ständige DLC´s die kaum vollwertig sind oder einfach vorab aus dem Spiel geschnitten wurden verärgern Spieler seit Jahren.

Dieses Bild kennt wohl jeder, es ging schon einige Male durch die sozialen Medien hat leider mittlerweile mehr Wahrheit als man denken soll. Heute bekommen Spieler oft DLC´s zu kaufen von denen sie noch garnicht wissen was sie damit machen sollen oder wieviel Spaß sie damit haben werden. Gerade bei Titeln wie Activisions Destiny bemerkt man schnell das man für 30-40 Euro schonmal 2-3 Tage Spielspaß kaufen soll die einen nicht wirklich weiterbringen. Ich bin ehrlich Destiny habe ich selbst weit über 1000 Stunden gespielt und mich bei jedem DLC geärgert weil das Spiel nicht annähernd so erweitert wirde wie ich erwartet hätte. Ich habe mich damals wirklich geärgert jedes Mal soviel Geld dafür bezahlt zu haben, aber es war ein bisschen Gruppendruck. Aber wir wollen hier nicht darüber reden was ICH alles falsch gemacht habe, sondern über den Preis und die Preisgestaltung.

Preisgestaltung Pro- und Contra

Ein Spiel kostet heute um die 65 bis 75 Euro, das ist schon ein recht hefitger Preis! Das ist allerdings lediglich eine Preissteigerung von 20% gegenüber dem Neupreis von vor 20 Jahren. Prinzipiell eigentlich nichts schlimmes sondern ganz normale Inflation würde ich an dieser Stelle mal behaupten. Ich bin persönlich absolut PRO DLC´s solange sie vernünftig gestaltet sind und ihr Geld wert sind. Um beim Beispiel Destiny 1 zu bleiben, die Gebiete etwa doppelt bis dreimal so groß (Bis auf das Grabschiff), deutlich mehr neue Waffen und Equipment und es wäre gut gewesen. Gerade wenn Nebenquests einfach zu implementieren sind ist es immer schade wenn solche Chancen nicht genutzt werden! Gerade Waffen und Rüstungen sind in einem Egoshooter ja recht einfach einzubauen! Wenn ein Spiel spürbar um viele Stunden erweitert wird ist es auch logisch das man gerne dafür zahlt! Allerdings gibt es auch DLC´s die Unnütz und/oder Unnötig sind. DLC´s die klar erkennbar aus dem Spiel herausgeschnitten worden sind haben allerdings keine Chance.

Lootboxen sind ebenfalls interessant, ein nettes Konzept aber bei vielen Spielen werden diese übertrieben genutzt. Wenn Lootboxen dringend benötigte Spielgegenstände in Lootboxen enthalten sind oder Spieler die viele Lootboxen kaufen deutlich stärker in kompetitiven Spielen sind, als andere empfinden wir das Prinzip als unfair. In Fortnite zum Beispiel (Story Mode) habe ich persönlich bereits weit mehr als 300 oder 400 Euro in Lootboxen investiert, ca. 2000 Spielstunden darin verbracht und habe keinen unfairen Vorteil erhalten. In Fifa Ultimate Team bekommen wir Probleme wenn wir nicht ausreichend Vertragsgegenstände, Heilgegenstände und sowas besitzen. Diese kommen natürlich aus Lootboxen. Wir bekommen zwar auch Münzen aus dem Spiel gestellt, aber wenn wir keine Dauerspieler sind ist der FUT Modus nahezu unspielbar auf Dauer.

Noch schlimmer im mobilen Bereich, hier werden Spieler regelrecht dazu gedrängt In-Game Käufe zu tätigen und wenn sie diese einmal getätigt haben, bekommen sie ausschließlich Gegenspieler serviert die ein bisschen zu stark sind um zu provozieren das mehr gekauft wird (Praxisbeispiele gibt es ausreichend). Das ist natürlich eine absolute No-Go Taktik und sorgt zumindest bei mir für ein sofortiges deinstallieren. Zuletzt eine App die Motorsound simulieren sollte. Verbunden mit einem OBD 2 Adapter der die Drehzahl abgreift sollte die App dafür sorgen das man ein Markantes Sportauto hört statt seinen eigenen schlappen Minimotor. Ich fand das eine lustige Idee und wollte die App ausprobieren. Da wir aber aktuell im mobilen Bereich mit unseren 1&1 Verträgen so gut wie garkein Internet mehr haben, hatte mein Handy wie so oft keine Verbindung zum Netz. Alle 3 Sekunden fiepste mich eine Stimme an: “Please connect to the Internet for Advertising!” Die Stimme war so penetrant das sie agressiv gemacht hat, die App wurde sofort deinstalliert ohne das sie einmal funktioniert hätte. Wenige gute Produkte wie Final Fantasy 15 Pocket Edition machen es da besser.

Was kann die Industrie besser machen?

Natürlich will die Industrie Geld verdienen, das will ihr auch niemand absprechen, aber man sollte immer in der Lage sein die Verhältnissmäßigkeit zu wahren. Wenn ein DLC einen guten Umfang hat und die Spielerfahrung um etwa 30-50% des Hauptspieles erweitert oder besondere Dinge einführt, dann kann er auch gerne Geld kosten, aber ein DLC der 10-15% des Hauptspieles ergänzt und dann vielleicht sogar noch vorher herausgeschnitten wurde aber 50% des Releasepreises aufruft ist ein No Go. Lootboxen sind durchaus in Ordnung. Wenn man in Spielen wie Fortnite Skins dafür bekommt, eventuell verschiedene Materialfarben für die eigenen Konstruktionen und andere Dinge dann ist es doch auch in Ordnung. Wenn aber in Spielen wie Star Wars Battlefront die Lootboxen dafür sorgen das Spielcharaktere dadurch erst freigeschaltet werden oder Spieler bis zu 30% stärker werden als andere dann ist man als Spieler schon gezwungen Lootboxen zu kaufen weil man das Spiel ansonsten nur in stark begrenztem Umfang nutzen kann!

Wenn man also DLC´s zu Spielen verkaufen will dann sollten diese auch einen Sinn haben und Mehrwert bieten, wenn es Lootboxen geben soll, dann sollten diese begeistern können und vielleicht auch Vorteile bieten wie Doppelte EP, Doppeltes Geld oder ähnliches aber Items die Spieler deutlich stärker machen als andere sind einfach nur unfair. Im Gesamten muss man aber sagen das vor allem kleinere Produktionen von einem günstigeren Preis profitieren. Ein Gamer der heutzutage gerne spielt muss sich sehr sehr oft entscheiden welche Konsolen und welche Spiele er/sie haben möchte. Oft sind nicht “ALLE” Spiele drin die man spielen will. Günstigere Verkaufspreise könnten durchaus für einen höheren Absatz sorgen. Vielleicht sollten die Publisher es mal ausprobieren. Vor allem MUSS daran gearbeitet werden das Online gekaufte digitale Titel nicht teurer sind als physische Varianten, was aktuell aber noch ganz oft passiert!

Was haltet ihr davon? Würdet ihr bei einem Releasepreis von 39,90,- mehrere Spiele kaufen als bisher oder hat der Preis für euch nicht wirklich eine Aussagekraft?